Hintergrund
Die Schweizer Gesellschaft schätzt die Gefahren, die von digitalen Technologien ausgehen, zunehmend hoch ein: Ein Drittel der Befragten bewertet die Gefahr von künstlicher Intelligenz hoch. Die Angst vor Überwachung ist seit Jahren präsent.
In den letzten dreissig Jahren profitierte die Gesellschaft von vielen neuen digitalen Technologien, unter anderem vom iPhone, dessen erstes Modell Apple vor 17 Jahren lancierte. Mit steigendem Tempo gelangten neue digitale Technologien auf den Markt: Blockchain, Internet of Things, Cloud, Roboter, Augmented beziehungsweise Virtual Reality und nicht zuletzt die nun breit verfügbaren Anwendungen von künstlicher Intelligenz (KI).
Wir bewegen uns in Richtung fünfte industrielle Revolution, welche von der Interoperabilität geprägt wird. Alles ist mit allem und alle sind mit allen digital vernetzt. Im Zentrum dieser Entwicklung stehen die IT, das Internet und Daten, die mittels Rechnerleistung und Algorithmen neue Anwendungen ermöglichen. KI führt zu einer erhöhten Abhängigkeit, zu neuen Bedrohungsszenarien wie beispielsweise der Internetpropaganda, welche die Gesellschaft und unsere Demokratie beeinflussen, und damit zu Ängsten.
Die dritte Ausgabe des Digital-Radars Schweiz – Monitor Bank WIR erfasst die Einschätzung der Schweizer Bevölkerung zu den Vorteilen sowie Gefahren und Nachteilen der digitalen Technologien. Mit der Markteinführung von generativer KI Ende 2022, Anfang 2023 trat die breite Bevölkerung erstmals mit einer Entwicklung aus dem Umfeld von KI in Kontakt. Wie bei vielen anderen bahnbrechenden Technologien gehen auch von KI sowohl Chancen als auch Risiken aus.
Die Umfrageresultate zeigen: Die Einschätzung der Vorteile digitaler Technologien bleibt stabil, während die Wahrnehmung der Gefahren und Nachteile steigt.
Über die Hälfte der Befragten (52 %) gab im Januar 2024 an, dass sie eher oder sehr grosse Vorteile in digitalen Technologien sehen. Je jünger die Befragten beziehungsweise je höher ihr Einkommen, desto höher beurteilten sie die Vorteile. Die Bewertung der Vorteile blieb im Vergleich mit der letzten Befragungswelle stabil: Im Oktober 2022 beurteilten 53 % der Befragten die Vorteile digitaler Technologien als eher oder sehr gross. Im Januar 2022 waren es 62 %.
Die Gefahren und Nachteile wurden höher eingeschätzt als in den beiden vorangehenden Befragungswellen. Insbesondere die junge und mittlere Altersgruppe sowie die mittlere und hohe Bildungsklasse äusserten, dass sie hohe Gefahren sehen, welche von digitalen Technologien ausgehen. Der Mittelwert lag im Januar 2024 bei 3.5 (auf der Sechserskala). In den beiden vorangehenden Befragungswellen lag dieser bei 3.2 (Oktober 2022) beziehungsweise 3.3 (Januar 2022).
Die meistgenannten Nachteile digitaler Technologien waren die Themen «Datenschutz / IT-Sicherheit» und «Überwachung durch Technologien» (je 4.2). Beide Nachteile wurden signifikant höher bewertet als in den Vorwellen. Die Subgruppe der hohen Bildungsklasse beurteilte sämtliche Nachteile leicht höher.
Wie bereits im Vorjahr erklärte über die Hälfte der Befragten (53 %), den «Staat und die öffentliche Verwaltung» in der Verantwortung zu sehen, Bürgerinnen und Bürger vor den Gefahren des Internets zu schützen. Die Befragten gaben ausserdem an, die «Bürgerinnen und Bürger selbst» seien auch in der Verantwortung (49 %).
Beunruhigend ist, dass nur etwas mehr als ein Drittel (36 %) der Befragten ein eher bis sehr hohes Interesse äusserte, digitale Technologien zu beherrschen und neue digitale Kompetenzen zu erlernen. Ermüdet die Gesellschaft vom zunehmenden Druck, neue beziehungsweise weitere digitale Technologien zu verstehen?
Die bereits in den Vorwellen festgestellte Gefahr, dass ältere Personen, Personen der tiefen Bildungsklasse und Personen tiefer Haushaltseinkommensklassen durch die fortschreitende Digitalisierung abgehängt werden, bleibt somit grundsätzlich bestehen.
Der Digital-Radar 2024 untersuchte in der dritten Ausgabe zum ersten Mal das Thema KI. In der offenen Frage wurde KI von 15 % der Befragten als wichtiges Thema im Zusammenhang mit digitalen Technologien genannt. Rund ein Drittel (36 %) der Befragten, insbesondere die 40- bis 64-Jährigen (50 %) und die über 65-Jährigen (47 %), gab an, sie schätzten die «Gefahr durch KI für die Gesellschaft» als hoch bis sehr hoch ein. Auch die «Beeinflussung oder Gefährdung der Schweizer Demokratie durch Internetpropaganda von ausländischen Staaten oder Organisationen» wurde von zwei Fünfteln (42 %) der Befragten als hoch bis sehr hoch eingeschätzt. Je älter die Befragten, desto höher beurteilten sie die Gefahr.
Wie bereits in den Vorwellen zeigen die Umfrageresultate, dass ein Diskurs stattfinden muss. Die Wissensvermittlung zu digitalen Technologien muss stark intensiviert werden. Politik und Wirtschaft sind gefordert, Ängste abzubauen und Lösungen zu entwickeln. Darüber hinaus müssen Bürgerinnen und Bürger lernen, sich das notwendige Wissen zu digitalen Technologien anzueignen. Dies sind Herausforderungen, die übergreifend angenommen werden müssen und deren Umsetzung verantwortungsbewusst getragen werden sollte. Wir hoffen, mit diesem Bericht einen Beitrag zu dieser wichtigen Diskussion zu leisten.
Leiter Kompetenzzentrum Digitale Transformation
FHNW Hochschule für Wirtschaft
Seit 1934 ist die Bank WIR am Puls der Zeit mit innovativen und zukunftsgerichteten Lösungen für KMU und Privatpersonen in der Schweiz.
Als bodenständige Genossenschaftsbank ist sie ausschliesslich in der Schweiz tätig und in allen vier Landesteilen verwurzelt. Die Digitalisierung nimmt einen wichtigen Stellenwert in ihrer Strategie und ihrem Geschäftsmodell ein. Als Pionierin hat sie mit ihrem Fintech VIAC den Schweizer Vorsorgemarkt digitalisiert. Auch im KMU-Bereich setzt die Bank WIR auf einfache, sichere und digitale Lösungen wie beispielsweise die Zusammenarbeit mit amnis, die eine All-in-One-Plattform für globales Banking bietet.
Mit der FHNW Hochschule für Wirtschaft verbindet die Bank WIR eine langjährige Zusammenarbeit. Die Bank hat bereits mehrere Studien im Bereich Digitale Transformation bei KMU unterstützt. Das höchste Ziel ist es, aus erster Hand zu erfahren, was Unternehmerinnen und Unternehmer bewegt – und vor welchen Herausforderungen sie in einer digitalisierten Welt stehen. Im Zentrum der vorliegenden Studie zur digitalen Schweiz steht die Frage, was Privatpersonen rund um die Digitalisierung beschäftigt. Um den «digitalen Puls» der Schweizerinnen und Schweizer zu fühlen und um die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, unterstützt die Bank WIR das Forschungsprojekt Digital-Radar Schweiz.